Angefangen hat auch bei mir alles mit konventionellem Reitunterricht im Schulbetrieb. Leider stand hier aber das Sitzen auf dem Sportgerät Pferd, nicht aber der Umgang mit dem Tier Pferd im Vordergrund. So kam es dann, dass, als uns einige Jahre später eines der Schulpferde zum Kauf angeboten wurde, meine Schwester und ich schon am zweiten Tag an unsere Grenzen stießen, denn Pferdebesitzer*in werden ist nicht schwer – Pferdemensch sein aber sehr!

 

Alice, als ehemaliges Schulpferd weder optimal gehalten noch erzogen bzw. trainiert, verband schlechte Erfahrungen mit Haflinger-Hartnäckigkeit und zwang uns dadurch alles miteinander (wieder) zu lernen: zuerst die Grundlagen der Bodenarbeit, dann aufbauend Longieren und Reiten. Ich erkannte, wie sehr mir die Arbeit am Boden gefiel und konnte mit der Zeit weitere Schwerpunkte ins Training aufnehmen wie Antischrecktraining, Zirkuslektionen, Trailen, gymnastizierende Übungen oder lange Spaziergänge im Gelände gemeinsam mit meinen Hunden. :-)

 

Aufgrund von Alices Alter und ihrer Hufreheerkrankung trainieren meine Schwester und ich mit ihr nun zwar ausschließlich vom Boden aus, aber gerade deswegen erst recht – nach dem Motto „Wer rastet, der rostet“! Beim Training geht es uns aber nicht nur darum, Alice körperlich, sondern vor allem auch geistig auszulasten – und wir hoffen, dass sie auch Spaß dabei hat!

 

Aufbauend auf meinen Erlebnissen mit Alice habe ich im Laufe der Jahre begonnen meine eigene Vorstellung von Pferdetraining zu entwickeln. Das Training richtet sich nach der Vorgeschichte, dem Charakter, dem Gesundheitszustand sowie der Haltung des Pferdes und verfolgt das Ziel, das Pferd körperlich und geistig zu fördern. Zudem soll das abwechslungsreiche Training Mensch und Pferd Spaß machen.

aHUT, Hanna Neubauer, entspannt Spazierengehen mit Pferd, Pferdelehrerin, Pferdetrainerin

Dabei sind mir die folgenden Punkte sehr wichtig

 


Pferde verstehen – Pferde sind Pferde und sollen dementsprechend behandelt werden

 

Wer Pferde halten und trainieren möchte, muss sich umfassend mit dem aktuellen Wissenstand bezüglich Pferdeverhalten, artgerechter Haltung und Fütterung, Gesunderhaltung, Lernverhalten und vielem mehr beschäftigen, um möglichst pferdegerechte anstatt vermenschlichende Entscheidungen zu treffen.

Ruhig, konsequent und kompetent sein – Pferdehalter*in werden ist nicht schwer, Pferdemensch aber sehr

 

Diese Eigenschaften orientieren sich am Verhalten eines souveränen Leitpferdes, dessen verantwortungsvolle Position ich im Umgang mit Pferden übernehmen möchte – wohlwissentlich, dass ich das Pferd erst davon überzeugen muss, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Denn ich möchte, dass mir das Pferd vertraut und mir deshalb auch folgen möchte, anstatt es mit Druck und Gewalt zum Unterordnen zu zwingen.

Das Ganze sehen – lieber ein ganzheitliches längeres Training als die kurzfristige Hau-Ruck-Methode

 

Das Pferd ist kein Trainingsgegenstand, sondern ein Lebewesen, das durch viele innere und äußere Faktoren beeinflusst wurde und wird. Deshalb ist es bei der Trainingsplanung und im Besonderen bei problemzentriertem Training wichtig, das Pferd als Tier in seinem Umfeld zu sehen (Aufzucht und Haltung, bisherige Erfahrungen, Gesundheitszustand, …) und einen individuellen Plan zu erstellen, der Haltung, Umgang und Training verbindet. Das dauert zwar länger, greift aber tiefer und wirkt langfristig.

 


 

"Dein Pferd sei zuverlässiger Freund, nicht Sklave." - Xenophon